"Einwinterung" im Oktober

Im Herbst schlüpfen die Winterbienen. Diese jungen Bienen sind besonders hungrig, füllen ihren Magen mit Bienenbrot und Futter und wandeln die aufgenommenen Nährstoffe in Futtersaft um. Da es zu dieser Zeit kaum Brut zu versorgen gibt, können sie den Futtersaft nicht weitergeben. Stattdessen lagern sie ihn als Fetteiweißpolster im Hinterleib ein – so entsteht die robuste Winterbiene.

Kälte stellt für ein Bienenvolk keine Gefahr dar, solange es stark genug ist, ausreichend Futter hat, auf frischen Waben sitzt, eine junge Königin besitzt und der Varroabefall bis Ende Oktober niedrig ist.

Bienen, die keine Larven füttern müssen, leben deutlich länger – vorausgesetzt, sie sind gesund und wurden während des Puppenstadiums nicht von der Varroamilbe befallen. Deshalb darf der Varroabefall während der Aufzucht der Winterbienen im Herbst nicht über die Schadensschwelle steigen. Eine effektive Varroabekämpfung war daher bereits im August und September ein zentrales Thema. Im Oktober prüfe ich vorsichtshalber erneut in allen Völkern den natürlichen Milbenfall. Je nach vorheriger Behandlung kann es sein, dass noch über einen gewissen Zeitraum behandlungsbedingt Milben auf der Windel zu finden sind. Sollte ich bei einzelnen Völkern feststellen, dass der Milbenfall über der für Oktober zulässigen Grenze liegt, führe ich eine Behandlung durch. Hierzu setze ich auf das Verdampfen von Oxalsäure, das seit 2023 in Deutschland zugelassen ist und sich aus meiner Sicht als besonders wirksam erwiesen hat.

Die Hauptfütterung der Völker ist meist Ende September abgeschlossen, doch falls nötig, kann ich bis spätestens Mitte Oktober noch fehlende Futtermengen ergänzen – die milden Temperaturen der letzten Jahre machen dies möglich.

Auch die Jungvölker haben ihr Brutnest inzwischen stark verkleinert. Nicht alle Völker sind optimal auf den Winter vorbereitet. Bei der Futterkontrolle zeigt sich manchmal, dass einzelne Völker zu schwach sind oder in Wirtschaftsvölkern ältere Königinnen bereits in ihren zweiten oder dritten Winter gehen. Solche Probleme werden ab Ende Oktober gelöst: Zu kleine Jungvölker, die die erforderliche Winterstärke von 5.000 bis 7.000 Bienen nicht erreichen, können jetzt mit anderen Völkern vereinigt werden. Die dabei frei werdenden Jungköniginnen nutze ich gezielt zum Umweiseln von Wirtschaftsvölkern.

Mit den ersten Nachtfrösten im Oktober suchen Mäuse nach einem warmen Unterschlupf in den Bienenbeuten. Ab Temperaturen um 5°C sitzen die Bienen relativ wehrlos in der Wintertraube, und Nagetiere können erheblichen Schaden anrichten. Deshalb erhalten alle Völker ein Mäusegitter (nur wenn nicht bereits ein Fluglochschieber zum Schutz gegen das Eindringen der asiatischen Hornisse montiert ist), das mit Reißnägeln oder Tackerklammern außen am Flugloch befestigt wird. Im März wird das Gitter wieder entfernt.